Hier noch ein aktuelles Interview aus der Berliner Morgenpost:
INTERVIEW
Jasmin Wagner: Blümchen feiert gern im BerghainLange sträubte sie sich, nun kündigte Jasmin Wagner an: Blümchen kehrt zurück. Damit tut sie auch ihrem besten Freund einen Gefallen.
Berlin. Im Herbst 1995 begann mit „Herz an Herz“ ihr Aufstieg in den 90er-Pop-Himmel. Mit „Boomerang“ und „Kleiner Satellit (Piep, Piep)“ wurde Blümchen zum Vorbild zigtausender Jugendlicher. Doch 2001 kam das Ende – Jasmin Wagner beendete nach fünf Jahren das Projekt.
Und tatsächlich: Während ihre ehemaligen Kollegen von Vengaboys bis Dr. Alban seit Jahren auf einer Welle der Nostalgie surfen und wieder Geld mit ihren alten Hits verdienen, blieb Wagner eisern. Blümchen? Nein, danke. Bis jetzt.
Denn 2019 wird sie wieder auf die Bühne treten, Einstand bei einer als größte 90er-Party aller Zeiten beworbenen Veranstaltung Auf Schalke. 60.000 Gäste werden erwartet, danach folgen neun weitere Auftritte. Wie es dazu kam, was sie heute von ihren eigenen Songs hält, und was sie eigentlich sonst so gemacht hat, erklärt Wagner im Interview.
Man hätte annehmen können, Sie haben inzwischen mit Blümchen abgeschlossen. Seit Jahren gibt es 90er-Festivals, nur Blümchen war nie dabei.Abgeschlossen klingt so dramatisch, als hätte mich die Zeit als Blümchen traumatisiert. Nach meiner Abschiedstournee 2001 habe ich ein Leben voller Möglichkeiten gesehen. Ich war 21, ich wollte mal andere Dinge probieren. Ich hatte da keine Wut oder Ablehnung. Aber auch keinen Anreiz.
War das hart, den Ruhm als Blümchen aufzugeben und nochmal einen Neustart zu wagen?Dazu muss man sehen, dass man Ruhm nicht wirklich spürt, das machen die anderen. Ich habe mit 14, 15 keine Vorstellung davon gehabt, welcher Hype sich entwickelt, und den auch nie so erfassen können, da ich der Auslöser war, nicht der Zuschauer. Mit 21 hatte ich dann auch nicht Berühmtheit im Kopf. Sondern den Wunsch, mit dem Rucksack in die Welt aufzubrechen.
Der Weg führte Sie zurück vor die Kamera.Ja, vieles hat sich ergeben. Ich hatte schon in der Zeit als Blümchen moderiert, das setzte sich fort. Ich war Deutschlands jüngste Primetime-Moderatorin bei RTL, ich habe Thomas Gottschalk bei der „Disney Filmparade“ beerbt. Ich habe Songs für andere Künstler geschrieben, die es in die Top 10 geschafft haben. Und ich habe Theater gespielt. Zehn Jahre sehr harte Arbeit waren und sind das.
Wie empfing man Sie in der doch sehr ernsten Welt des Theaters?Mir war von vorneherein klar, dass man nicht sofort Preise gewinnt, wenn mal als Popstar plötzlich in den Theaterkeller umzieht. Und natürlich denkt jeder bei Jasmin Wagner an Blümchen. Dagegen kann man sich wehren, oder es als Teil seiner Geschichte annehmen. Aber ich habe eine große Neugierde in mir und habe hart an mir gearbeitet. Ich war nonstop am Theater, ich habe wunderbare Rollen bekommen und alle möglichen künstlerischen Facetten ausleben dürfen. Es hat funktioniert.
Nun der Schritt zurück in die 90er. Warum jetzt? Es muss doch schon viele Angebote zuvor gegeben haben.Hätten Sie mich vor einigen Monaten gefragt, ich hätte das für unmöglich gehalten. Aber irgendwann fing es an, dass mir Freunde nachts die Mailbox vollgrölten, weil sie meine Songs auf 90er-Partys hörten. Da gab es so eine neue Welle. Und alle waren begeistert. Irgendwann bin ich dann mal mitgegangen, hier in Hamburg. Und…
…die haben Ihre Songs gespielt.Genau. Die erste halbe Stunde war geil, es liefen lauter Songs von Dr. Alban, Culture Beat, all diesen Künstlern, die ich selbst damals ja auch toll fand. Und dann hörte ich plötzlich die ersten Takte von „Boomerang“.
Ihr Gefühl?Kurze Panik, dass sich jetzt alle hinsetzen und schlechte Laune kriegen und ich offiziell die Partybremse bin. Ich bin nicht immer grundoptimistisch in solchen Dingen, und habe nie damit gerechnet, was dann passierte: Die Stimmung wurde sogar noch besser.
Haben die Leute Sie erkannt?Es sprach sich schnell rum. Es gab so eine Woge der Liebe in meine Richtung, das war toll. Und ich habe mein Lieblingskompliment gehört: „Ich dachte, du bist Blümchen, aber du siehst viel zu jung aus.“ Aber man darf nicht vergessen, dass ich damals auch jung war, als ich angefangen haben. Die anderen bei den 90er-Partys sind einfach viel älter – weil sie es damals schon waren.
Die Euphorie Ihrer Freunde und die Begeisterung der Menschen waren also ausschlaggebend für die Entscheidung?Es war ein Zusammenspiel aus solchen Erlebnissen und der generellen 90er-Welle. Wer hätte gedacht, dass irgendwann wieder Buffalos verkauft werden? Die sind auch zurück. Als das Angebot für einen Auftritt vor 60.000 Menschen kam, fand ich das spannend. Ich habe aber erstmal mit zehn Freunden beraten: Soll ich das wirklich machen? Die sagten alle JA! Und ich fragte nochmals, ob ich das wirklich, wirklich machen soll. Und die sagten noch viel deutlicher: JA! Die sind eben auch alle mein Alter, wir sind ja alle dieses Alter – für uns ist das Nostalgie. Und eigentlich ist es auch ein kleines Geschenk für meinen besten Freund. Der hat meine Abschiedstour verpasst, weil sein Opa gestorben war, und hat mich nie live gesehen. Ich erfülle ihm quasi einen Wunsch.
Man wird da schnell zynisch: Die brauchen alle Geld, die müssen das machen.Nein, die Umstände zwingen mich nicht dazu. Ich hab einfach Lust dazu. Ganz freiwillig. Und nach zehn Jahren künstlerischer Prozesse im Theater hab ich einfach mal Lust auf ein bisschen Leichtigkeit, Performance, Kostüme.
Die alten Lieder wirken dann doch etwas aus der Zeit gefallen. Werden die überarbeitet?Bei einer 90er-Party wollen die Leute das hören, was sie kennen, darum geht es ja. Die hatten damals ihren ersten Kuss zu Blümchen, mein Album war ihre erste CD. Es geht in diesem Fall um Erinnerung, um Vergangenheit, nicht künstlerische Entfaltung. Natürlich lassen wir uns ein paar Sachen einfallen, ich hab ja Lust auf eine tolle, überraschende Show. Aber im Großen und Ganzen bekommen die Leute: Blümchen.
Schauen Sie heute auf die Songtexte von damals und schütteln den Kopf?Nein. Ganz ehrlich: Wenn ich mir den Hiphop-Pop-Brei heute anhöre, schüttele ich teilweise auch mit dem Kopf. Das ist grammatikalisch teils höchst fragwürdig und lyrisch auch nicht extrem tief. Das waren Songs, die heute Leute noch im Ohr haben. Perfekte Melodien, Ohrwürmer.
Und die Musik?Ich mag elektronische Musik nach wie vor und feiere am liebsten in passenden Clubs. Raves gibt es ja heute auch, mit genau solcher Musik.
Waren Sie mal im Berghain?Natürlich, schon öfter, finde ich auch super. Das Kater Blau auch. Ich bin viel unterwegs.
Bald dann auch öfter als Blümchen? Wie geht es weiter? Neue Single, Tour?Ich trete zuerst Auf Schalke auf. Dann gibt es 10 weitere Termine über Jahr verteilt. Was weiter geschieht, muss man sehen. Die „Theaterkeller“ werden mir trotzdem fehlen.
Im Januar und Februar steht Jasmin Wagner noch bei vielen Terminen für das Altonaer Theater auf der Bühne. Alle Informationen und Stationen finden sich auf ihrer Website. Am 30. März 2019 steht kehrt sie dann als Blümchen zurück – in der Veltins Arena „Auf Schalke“ bei der laut Veranstalter aller Zeiten größten 90er-Party aller Zeiten. Weitere Stationen folgen, alle Informationen auf „90er Live“.
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article216059899/Darum-kommt-Jasmin-Wagner-jetzt-als-Bluemchen-zurueck.html